Mehr Existenzgründungen durch Migranten

 

 

Immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund gründen in Deutschland ein eigenes Unternehmen.

Mittlerweile wird rund jeder dritte neue Gewerbebetrieb von einem Bürger ohne deutsche Staatsbürgerschaft angemeldet. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen der Initiative "Gründerland Deutschland" in Auftrag gegebenen Studie "Unternehmensgründungen von Migranten und Migrantinnen".

Insgesamt gründeten ausländische Bürger im Jahr 2009 rund 130.000 neue Betriebe in Deutschland. Im Vergleich zu 2005 ist das ein Anstieg um circa 25 Prozent. Etwas Eigenes auf die Beine stellen, sein eigener Chef sein, das ist für viele Menschen mit Migrationshintergrund eine zunehmend attraktive Option.

Der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Dr. Philipp Rösler, sagte dazu im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung: "Unternehmensgründungen sind ein Lebenselixier für die deutsche Wirtschaft. Es ist ein gutes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Deutschland, wenn mehr Gründer mit ausländischen Wurzeln hierzulande den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Das sorgt für neuen Schwung."

Polen führend bei Unternehmensgründungen

Die höchsten Zuwächse liegen bei Gründerinnen und Gründern aus den neuen EU-Staaten. Dabei liegt Polen ganz vorn. Bezogen auf ihren Anteil an allen Erwerbspersonen versuchen sie sich 15-mal häufiger mit der Selbständigkeit als Deutsche. Zu sehen ist dies vor allem im Baugewerbe: Ein Drittel der polnischen Gründer ist der Studie zufolge in dieser Branche tätig.

Starke Zuwächse gibt es aber nicht nur bei Polen. Die Anzahl der Selbständigen aus Rumänien hat von 2005 bis 2009 um mehr als 63 Prozent zugenommen. Leicht angestiegen ist zudem die Zahl der Migrantinnen, die eigene Unternehmen gründen.

Handel und Gastronomie verlieren an Bedeutung

Insgesamt zeigt die Studie, dass sich die Branchenverteilung der Selbständigen mit Migrationshintergrund der der Selbständigen ohne Migrationshintergrund immer mehr annähert: Neben den "klassischen Branchen" wie Gastronomie und Handel haben Gründungen von Migranten in wissensintensiven Wirtschaftszweigen und im Dienstleistungsbereich zugenommen.

Die Studie hat zudem untersucht, wie Personen mit Migrationshintergrund ihre vielfältigen Ressourcen in Gründungsprozesse umsetzen. Dabei wurde auch darauf eingegangen, welche Fördermaßnahmen und Rahmenbedingungen sinnvoll sind, um sie hierbei noch besser zu unterstützen.

Dass Gründer mit Migrationshintergrund aus Deutschland nicht mehr wegzudenken sind, bestätigt auch eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB): Demnach hat fast jeder vierte Gründer hierzulande einen Migrationshintergrund. Die Gründerquote unter Migranten liegt bei etwa sieben Prozent – und damit um mehr als 50 Prozent über der von Nichtmigranten.

"Gründerland Deutschland"

Unternehmensgründungen sind der Motor für die wirtschaftliche Entwicklung. Sie fördern die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft, indem sie mit neuen Produkten und Dienstleistungen auf den Markt kommen und etablierte Unternehmen dazu drängen, selbst innovativ zu bleiben. Und: sie schaffen neue Arbeitsplätze oder sorgen dafür, dass bei Unternehmensübernahmen bestehende Jobs erhalten bleiben. Kurz: Gründungen tragen entscheidend zu Wachstum und Wohlstand in Deutschland bei. Jedes Jahr werden hierzulande mehr als 400.000 neue Unternehmen gegründet. Die Unterstützungsangebote für Gründerinnen und Gründer sind hierzulande so gut und vielfältig wie in kaum einem anderen Land.

Unternehmen stehen vor Generationswechsel

Der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Dr. Philipp Rösler: "Der Demografiebericht zeigt: Die Bevölkerung in Deutschland schrumpft. Das hat Auswirkungen auf unser zukünftiges Wachstum und unseren Wohlstand. Denn die Zahl der Menschen, die mit neuen Ideen und ihrer vollen Tatkraft dafür arbeiten, dass Deutschland so gut aufgestellt ist, wird zurückgehen. Wir brauchen aber auch in Zukunft kreative Köpfe, die ihr Know-how in innovative Produkte und Dienstleistungen umsetzen und die Lust auf unternehmerische Selbständigkeit haben."

Die Initiative "Gründerland Deutschland" setzt genau hier an: Sie stärkt die Gründungskultur und wirbt für die Selbständigkeit. Dabei richtet sich das BMWi vor allem an diejenigen, die sich bisher noch seltener zu einer Unternehmensgründung durchringen konnten: junge Menschen, Frauen, Migranten und Ältere. Denn im Zuge der demografischen Entwicklung steht bei immer mehr Unternehmen in Deutschland ein Generationswechsel an. Damit diese Unternehmen und damit auch ihr Know-how und die Arbeitsplätze nicht verloren gehen, ist es sehr wichtig, eine geeignete Nachfolge zu finden.

Warum sind Existenzgründungen wichtig? 
Gründungen stehen für die Schaffung von Neuem, für Kreativität, Kräfteentfaltung und unternehmerische Freiheit. Sie eröffnen leistungsbereiten und ideenreichen Menschen die Möglichkeit, eine selbständige Existenz aufzubauen. Gründungen haben deshalb für unsere Volkswirtschaft eine große Bedeutung:

Arbeitsplätze: 
Beschäftigungspolitisch ist die Gründung einer selbständigen Existenz eine Erwerbstätigkeit. Sie ersetzt oder ergänzt die abhängige Beschäftigung. Jede neue Unternehmensgründung entlastet den Arbeitsmarkt.

Wettbewerb und Strukturwandel: 
Durch neue Unternehmensgründungen wächst die Zahl der Akteure im Wettbewerbsgeschehen. Ein neues Unternehmen fordert die bestehenden Unternehmen mit neuen Produkten und Verfahren heraus und treibt damit den Wettbewerb an. Gründungen sind Motor des wirtschaftlichen Strukturwandels.

Innovation: 
Gründerinnen und Gründer verwirklichen innovative Ideen. Sie sind für Fortschritt, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit entscheidend. Innovative Gründungen schaffen zahlreiche nachhaltige Arbeitsplätze. 

Freiheit und Stabilität: 
Selbständige Unternehmen tragen zur Stabilität unserer demokratischen Gesellschaftsordnung bei. Wirtschaftliche Verantwortung wird auf viele Schultern verteilt, "Machtkonzentration" verhindert und unternehmerische Freiheit gefördert.

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