Nachwachsende Rohstoffe erobern neue Märkte

 

 
Nachwachsende Rohstoffe sind von den weltweiten Märkten nicht mehr wegzudenken. Am bekanntesten ist der Einsatz von Biomasse zur energieerzeugenden Nutzung. Doch auch bei Biokunststoffen, im Gebäudebau oder als Grundstoffe für die Chemie erobern sie neue Märkte.
 
Das macht die "Bio"-Rohstoffe für die heimische Land- und Forstwirtschaft sehr interessant. Die landwirtschaftliche Anbaufläche hierfür betrug im Jahr 2010 rund 2,15 Millionen Hektar. Das entspricht etwa 18 Prozent der deutschen Ackerfläche. Für die Erforschung und Entwicklung alter und neuer Anwendungsfelder für nachwachsende Rohstoffe stellt die Bundesregierung jährlich rund 50 Millionen Euro bereit. Dabei geht es um die stoffliche und die energetische Nutzung. Mittlerweile sind 10 Prozent der Rohstoffe, die die Industrie nutzt, nachwachsend.
 

 

 

 

Stoffliche Nutzung

 
Biokunststoffe: Anwendung finden sie zum Beispiel bei Verpackungen oder als Einweg-Essgeschirr. Auch Tragetaschen und Müllbeutel oder Erzeugnisse für den Garten- und Landschaftsbau sind aus Biokunststoffen. Eine kurze Lebensdauer und Kompostierbarkeit sind bei Müllbeuteln oder Pflanzgefäßen sowie Einweg-Cateringartikeln von Vorteil. Das reduziert vor allem Abfallberge.
 
In der Medizin spielen Operationsfäden und Implantate, die sich nach einer bestimmten Zeit im Körper von selbst auflösen, eine zunehmende Rolle. Anders als bei herkömmlichen Materialien ist keine erneute Operation erforderlich, um sie zu entfernen.
 
Langlebige Biokunststoffe sind herkömmliche, mit Naturfasern verstärkte Kunststoffe (NFK). In Türinnenverkleidungen von Autos kommen sie zum Einsatz. Auch Hutablagen, Kofferraumauskleidungen, Reserveradmulden und Säulenverkleidungen bis hin zum Armaturenbrett können aus Biokunststoff sein.
 
Biobaustoffe: Holz als Baustoff ist an erster Stelle zu nennen, wenn es um nachwachsende Rohstoffe beim Bauen und Wohnen geht. Neben Zement ist Holz der bedeutendste industrielle Rohstoff. Darüber hinaus gibt es ein großes Sortiment an Dämmstoffen, Ausbaustoffen und Anstrichsystemen.
 
Besonders die Umweltfreundlichkeit macht nachwachsende Rohstoffe für Bodenbeläge und für Reinigungs- und Pflegeprodukten immer beliebter. Das senkt den Verbrauch endlicher Rohstoffe und reduziert gleichzeitig schädliche Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt.
 
Die Forschung in der Kunststofftechnik hat in den letzten Jahren einen speziellen Werkstoff entwickelt: Wood Plastic Composites (WPC). Dabei handelt es sich um einen Verbundwerkstoff aus Holzfasern. Er besteht zum kleineren Teil aus hergebrachtem Kunststoff. Bis zu 90 Prozent dagegen sind aus Holz oder verholzten Anteilen. Die Industrie setzt diesen Werkstoff für Bauprodukte im Außenbereich ein. Dazu gehören Verandabodenbeläge, Geländer, Promenaden, Lärmschutzwände, Zäune, Fenster und Türen.
 
Bioschmierstoffe: Wenn die Industrie Öle, wie zum Beispiel Rapsöl, oder tierische Fette zu Schmierstoffen verarbeitet, spricht man von Bioschmierstoffen. Sie sind biologisch schnell abbaubar. Mehr als 500 verschiedene Produkte sind am Markt erhältlich: Beispiel Schmierstoffe wie Hydrauliköle, Motorenöle oder Getriebeöle.
 
Deutschland zählt weltweit bereits zu den Spitzenreitern bei der stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Doch gerade Biokunststoffe kosten zur Zeit etwa zwei- bis viermal so viel wie Standardkunststoffe. Die Industrie stellt sie bisher nur in kleinen Mengen her, was ihre Produktion verhältnismäßig kostspielig macht. Um aus Stärke, Cellulose oder Zucker neue Materialien zu entwickeln, müssen Wirtschaft und Wissenschaft noch sehr viel in die Erforschung neuer Verfahren investieren.
 

Energetische Nutzung

 
Die größte Bedeutung haben nachwachsende Rohstoffe bei der Energieerzeugung.  Bereits heute sind über 2/3 der erneuerbaren Energien Bioenergie. Dabei ist die energetische Nutzung vielfältig:
  • Biogas aus der Vergärung geeigneter Biomassen erzeugt Strom, Wärme und Kraftstoff . Als Reststoff entsteht dabei noch ein wertvoller Dünger.
  • Viele Haushalte heizen wieder mit Holz. Holz erzeugt im Kamin oder in einem zentralen Pelletofen Wärme.
  • Die Industrie nutzt Biodiesel, Pflanzenöl und Ethanol in größeren Mengen als Kraftstoffe oder Beimischungen. Sie erforscht verstärkt synthetische Kraftstoffe aus fester Biomasse.

 
Insgesamt tragen nachwachsende Rohstoffe in allen Anwendungsfeldern zur Schonung der fossilen Ressourcen bei. Sie mindern den Ausstoß klimaschädlicher Gase. Zugleich schaffen sie Arbeitsplätze und Wertschöpfung im ländlichen Raum.
 
Die Bundesregierung unterstützt Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit dem Förderprogramm "Nachwachsende Rohstoffe". 2011 stehen 53 Millionen Euro zur Verfügung. Zusätzlich setzt sie in diesem Jahr neun Millionen Euro aus dem Energie- und Klimafonds für Forschung und Entwicklung im Bioenergie-Bereich ein.

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